Monday 9 August 2010

Die Wahl 2010 in Australien


Die Premierministerin Julia Gillard (Australian Labor Partei. Sozialdemokratisch) hat erst vor einigen Wochen den bisherigen Premierminister aus dem Amt vertrieben. Der wollte doch eine Sondersteuer für Bergbaufirmen einführen. Diese haben ihre Muskeln spielen lassen, indem sie eine Kampagne gegen die Labor Partei starteten. Kurzerhand hat daraufhin die Labor Partei festgestellt, dass der Premierminister Kevin Rudd doch sehr stört. Somit wurde dann also eine neue Premierministerin ins Amt gehoben, nachdem Kevin Rudd zurückgetreten ist.


Julia Gillard ist leicht zu beschreiben: unloyal und opportunistisch. Die Bergbaufirmen sind aber erst mal wieder ruhig gestellt. Kevin Rudd war den Australiern nie ganz geheuer, er gilt als zu gebildet. Oft beschwerten sich die Australier in der Vergangenheit, dass sie nicht verstehen, was er von sich gibt, da er sich zu gewählt ausdrückt. Jetzt hilft Kevin Rudd der neuen Premierministerin aber doch wieder, damit diese die Wahl gewinnt. Julia Gillard gilt als eine aus dem Volk.

Was verspricht die Labor Partei für die Zukunft? 

Bessere Schulen. Bessere Krankenhäuser. Saubere Kraftwerke. Mehr Ärzte und Krankenschwestern für Notfallstationen. Unterstützung von Familien mit Teenagern. Ausbau von Regionalstädten. Internetverbindung für alle australischen Haushalte (egal wie abgelegen diese sind). Schülerpraktikum in einer echten Arbeitsumgebung mit echten Firmen.

Die Wahlwerbung der Labor Partei läuft so ab: Film über die super Wirtschaft. Viele Arbeitsplätze, keine Rezession, keine Krise. Alles supi. So soll es auch bleiben, oder?

Die Australian Liberal Partei (Konservativ)

Der Oppositionsführer Tony Abbott lässt sich immer gerne mal wieder in roten Speedo Badehosen fotografieren, obwohl, muss man dazu sagen, seine Frau ihm das mittlerweile schon so oft verboten hat. Ansonsten gibt er gerne schlaue Sprüche von sich. Er verspricht immer wieder Australien ganz zu machen, wenn er gewählt wird. Er fühlt sich anscheinend von irgendwem bedroht ... Die Liberal Partei setzt sich für nationale Sicherheit (diese Partei kann die Grenzen beschützen), kleine Unternehmen und Senioren ein.

Die Wahlwerbung der Liberal Partei geht so: Photoaufnahmen von der Premierministerin Julia Gillard vor schwarzem Hintergrund, so wie man das aus US Filmen kennt (Strafgefangene-mit-sehr-blassem-Gesicht-Bild).

Nichts hat sich geändert
Mit der alten Julia, kamen die Boote hier an
Mit der neuen Julia, kommen die Boote noch immer hier an
Nichts hat sich geändert
Es ist die gleiche Julia
Es ist die gleiche Labor (Partei)

Eine andere Variante geht so: Der Oppositionsführer sagt, „Wir beenden sinnloses Geldausgeben, wir zahlen Labors Schulden ab, wir beenden Labors Steuerpläne, wir stoppen die Boote.“

Die Partei Family First

Eine andere Partei, die Family First, gegründet in 2001, die für das Wohlergehen von Familien und kleinen Unternehmen kämpft, möchte, dass Australien das beste Land der Welt für Familien wird. Jobsicherheit, niedrige Spritpreise, niedrige Lebensmittelpreise und ein Einfamilienhaus für jeden Australier. Familie, das sind die Großeltern, die Mama, der Papa und die Kinder. Die Partei unterstützt den Krieg gegen den Terror, Australien soll Afghanistan endlich sicher machen. Werbung mit anzüglichem Inhalt oder freizügigen Darstellungen von nackten Körpern in Musikvideos soll nicht mehr im Fernsehen gezeigt werden dürfen, um Kinder zu schützen.

Family First ist fest überzeugt, dass bei Legitimierung der homosexuelle Ehen dies gleichzeitig Kindesmissbrauch legitimieren würde. Homosexuelle dürfen homosexuell sein, doch sollen sie nicht ihre Engstirnigkeit auf ganz Australien übertragen. Es ist in Ordnung homosexuell zu sein, doch Kinder dem auszusetzen ist einfach nicht richtig. Kinder die mit homosexuellen Eltern aufwachsen, dass kommt psychischer Kindesmisshandlung gleich.

In Australien gibt es die „Stolen Generation“ (Kinder der Ureinwohner wurden gewaltsam von ihren Familien getrennt, um bei weißen Australiern aufzuwachsen) und Australien hat gesehen, wie dieses gesellschaftliche Experiment schief gelaufen ist. Kinder haben ein Recht auf einen Vater und eine Mutter.

Sprachlosigkeit

Politiker sagen so was ganz öffentlich. Da weiß ich ja gar nicht worüber ich mich zuerst aufregen soll. Warum reiten alle dauernd auf der Bedrohung durch Asylanten und Immigranten rum? Warum ist die Bergbauindustrie so mächtig, dass sie auf Zuruf einen Premierminister aus dem Amt heben kann? Warum stellt eine Partei die „Stolen Generation“ als gesellschaftliches Experiment und Homosexuelle als eine Gefahr für Kinder dar?

Mir scheint, als wollten die Parteien den Bürgern Angst einjagen, um diese besser unter Kontrolle zu haben. Australien ist das beste Land der Welt, da kann man jeden Australier fragen, dass wird so ziemlich jeder einzelne bestätigen. Es gibt immer Ausnahmen. Doch im grossen und ganzen hört man es hier jeden Tag, wie absolut perfekt alles ist und das muss beschützt werden. So entsteht Homophobie. So entsteht Xenophobie, Fremde hassen, um selbst besser da zu stehen. Übermoralisches schwarz-weißes Denken, die gute und bewährte Ordnung muss gewahrt werden. Stillstand.

Ganz egal, wer gewählt wird. Schlimm. Schlimmer. Schlimmster geht es nicht.

Hier ein Wahlwerbespot.
Schöne Grüße aus Melbourne

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